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Navigation überspringenPlastikmüll bei Bio-Verpackungen
Warum ist das eigentlich so?Möchte man sich ökologisch-fair verhalten, so greift man zu regionalen, saisonalen und biologischen Produkten. Bio-Produkte befinden sich schon seit vielen Jahren im Sortiment deutscher Supermärkte und sprechen heute stetig mehr Interessierte an. Mit Bio tust du scheinbar etwas gutes: Bio-Lebensmittel sind gesünder als herkömmliche Lebensmittel, da sie einen höheren Nährstoffgehalt aufweisen. Wenn es um das Thema Transport und Klima geht, kommen dennoch mehrere Fragen auf. Bestimmt hast du dich schon einmal gefragt, warum neben herkömmlichen Produkten gerade Bio-Lebensmittel zusätzlich in Plastik verpackt sind. Eingeschweißte Gurken, frische Kräuter in der Kunststoffschale oder Bananen mit Plastikfolie ummantelt sind in unseren Supermärkten keine Seltenheit mehr. In diesem Zusammenhang besteht ein Widerspruch: Bio und Plastik passen im Zuge öko-fairer Beschaffung überhaupt nicht zusammen. Wie du bereits in unserem Artikel „Bio-Lebensmittel“ erfahren konntest, sind Bio-Produkte gesünder und sollten im Idealfall die Umwelt weniger belasten. Allerdings verschlechtert der Gebrauch von Plastikverpackungen die Bilanz der Umweltfreundlichkeit. Umweltverträglich zu konsumieren heißt: Abfall vermeiden und zunehmend zu reduzieren.
Plastik überall?
Es gibt viele Statistiken über die weltweite Plastikproduktion, aber nur wenig belastbare Zahlen, da internationale Vorschriften für die industrie ihre Produktionsmengen zu melden, fehlen. Fest steht nur: es ist sehr, sehr viel: laut Schätzung der Heinrich-Böll-Stiftung wurden zwischen 1950 und 2015 weltweit mehr als 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert. Der an sich große Vorteil von Plastik, widerstandsfähig und robust zu sein, stellt sich im Nachhinein als großer Nachteil für die Umwelt dar. Denn Plastik verschwindet nie wirklich, es zerfällt nur in immer kleinere Fragmente und bleibt so in unseren Ökosystemen. Und das überall: im Trinkwasser, in der Luft, Böden, Lebensmitteln und daher auch in unseren Körpern, mit unklaren Gefahren für unsere Gesundheit.
Warum gerade bei Bio-Produkten?
Laut der erschreckenden Fakten wirkt es für uns Verbraucherinnen und Verbraucher total sinnwidrig, dass viele Bio-Lebensmittel in Plastik ummantelt sind, während herkömmliche Produkte unverpackt ausgelegt sind. Gerade Bananen und Gurken besitzen mit ihren Schalen natürlichen Schutz, weshalb eine zusätzliche Verpackung gar nicht von Nöten erscheint. Als Gründe für diese Vorgehensweise werden mehrere Faktoren genannt. Da der Konsum von Bio-Produkten innerhalb der EU drastisch zugenommen hat und viele Konsumierende vermehrt saisonunabhängiges Obst und Gemüse verlangen, werden vermehrt Produkte aus anderen Nicht-EU-Ländern importiert. Für die langen Transportwege sind daher Plastikverpackungen angedacht, um die Frische und das Aussehen garantieren zu können. Dies ist jedoch kein weiterer Grund dafür, die Lebensmittel im Supermarkt in Plastik umschweißt auszulegen. Hier kommt eine EU-Verordnung aus dem Jahr 2008 ins Spiel.
Laut dieser Verordnung müssen Öko-Produkte eindeutig von nicht biologisch hergestellten Lebensmitteln zu unterscheiden sein. Auf den Etiketten jedes Bio-Produktes stehen - ganz im Sinne der Verbraucher - Codes, welche die jeweilige Öko-Kontrollstelle angeben. Somit kann jede und jeder nachprüfen, ob und inwiefern sein Produkt die gesetzlichen Vorgaben für die Bio-Landwirtschaft und Verarbeitung eingehalten wurde. Mit der Verordnung und den Nachweisen auf den Produkten begann allerdings auch der Plastikmüllwahn im Einzelhandel. Für die Supermarktbetreiber wurde für die Transparenz ihres Sortiments eines wichtig: Bio soll Bio sein und konventionelle Ware sollte nicht im Bio-Regal landen. „Hauptsächlich werden Bioprodukte bei uns verpackt, um den Kunden eine sichere und unverwechselbare Trennung der Bioprodukte von konventionellen Produkten zu garantieren.“. Nach diesem Denken werden nun alle Bananen, Paprikas und Gurken in Plastik in unseren Supermärkten eingeschweißt.
Lösung/Alternativen
Auch vermeintliche Lösungen, Obst und Gemüse mit Aufklebern oder Banderolen zu kennzeichnen scheinen nicht sinnvoll zu sein. Zu schnell würden letztere abgehen oder der Klebstoff der Aufkleber könne sich auf die Produkte übertragen. Einzig allein bei Bananen bestehe die Möglichkeit mit einem Laser das Bio-Zeichen auf die Schale zu brennen. Dies ist bei Gurken, Paprika und Co. allerdings nicht möglich. Wer die Plastikverpackungen bei Bio-Produkten vermeiden möchte, sollte beim Bauern um die Ecke, in Bioläden oder auf Wochenmärkten einkaufen gehen. Auch wenn diese nicht bei jedem vorhanden sind gibt es eine Lösung: Verstärkt regionale und saisonale Produkte einkaufen.
Zum Weiterklicken
- Kurzes, eindrucksvolles Video über Lego, Englands Küste und das Plastikproblem
- Zu Plastikmüll in unseren Meeren (WWF)
- DW.com